Die neuen US-Zölle 2025: Hintergründe, Fakten und Folgen
Das radikale neue Zollpaket von US-Präsident Donald Trump zeigt Wirkung. Seit dem 5. April 2025 erhebt die US-Regierung zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 10 % auf nahezu alle importierten Waren aus 186 Ländern. Besonders stark betroffen sind Länder wie China (34 %), die EU (20 %) und die Schweiz (31 %). Für einzelne Länder, wie Lesotho, gelten sogar Zollsätze von 50 %. Diese neuen Abgaben gelten zusätzlich zu den bisherigen MFN-Zöllen (Most-Favored Nation) und sollen die heimische Wirtschaft schützen.
Für E-Commerce-Unternehmen, die in den US-Markt verkaufen oder dort sourcen, bringt das tiefgreifende Veränderungen mit sich: Preisanstiege, bürokratischer Mehraufwand und strategischer Handlungsdruck.
Was bedeuten die US-Zölle 2025 konkret für Sie als Onlinehändler?
Die Änderungen betreffen nicht nur Großkonzerne, sondern auch kleine und mittelgroße Onlinehändler – vor allem jene mit direkter oder indirekter Verbindung zum US-Markt. Durch die zusätzlichen Zölle erhöhen sich die Importpreise drastisch. Das wirkt sich nicht nur auf physische Produkte, sondern auch auf digitale Dienstleistungen aus, wie etwa Software-Abos, Fulfillmentservices oder Plattformgebühren.
- Steigende Kosten und sinkende Margen:
Händler sehen sich gezwungen, entweder ihre Verkaufspreise zu erhöhen oder niedrigere Margen zu akzeptieren. Beides stellt Risiken dar: Höhere Preise können Kunden abschrecken, während geringere Margen die Rentabilität gefährden. Besonders kritisch ist das für Anbieter, die im Preiskampf mit US-Konkurrenten stehen. - Lieferverzögerungen und Planungsunsicherheit:
Neben den Kosten sorgt auch die organisatorische Seite für Herausforderungen. Die Umstellung auf neue Zollvorschriften kann Verzögerungen bei Lieferungen verursachen, was wiederum zu Unzufriedenheit bei Endkunden führt. Wenn Sie Ihre Waren in die USA liefern, müssen Sie mit längeren Lieferzeiten und Unsicherheiten in der Planung rechnen. - Anpassungen im Sortiment und bei Bezugsquellen:
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Sortimentstiefe: Händler müssen prüfen, welche Produkte besonders stark von Zöllen betroffen sind. Eine Diversifikation in der Lieferkette – etwa durch neue Produzenten aus zollärmeren Regionen – kann mittelfristig Vorteile bringen, erfordert aber Recherche und Verhandlung.
Ihre To-do-Liste: Wie Sie jetzt reagieren können
Die gute Nachricht: Wer jetzt aktiv wird, kann die negativen Folgen der Zölle zumindest abmildern. Im Folgenden finden Sie konkrete Maßnahmen, die Sie als Onlinehändler jetzt umsetzen können:
1. Produktportfolio analysieren | Überprüfen Sie Ihr Sortiment: Welche Produkte sind direkt oder indirekt von Zöllen betroffen? Wie hoch ist Ihre Marge pro Produkt, und wo besteht Spielraum für Preisanpassungen? |
2. Kommunikation mit Lieferanten | Treten Sie aktiv mit Ihren bestehenden Lieferant:innen in Kontakt. Klären Sie, wie sich die Zölle auf Ihre Einkaufspreise auswirken, und verhandeln Sie neue Konditionen. Ziehen Sie alternative Bezugsquellen in Betracht: Der Wechsel zu Herstellern in Ländern mit niedrigeren Zöllen kann sich langfristig auszahlen – auch wenn kurzfristig Umstellungen nötig sind. |
3. Kundenkommunikation vorbereiten | Sollten Sie Ihre Verkaufspreise anpassen, kommunizieren Sie dies offen gegenüber Ihrer Kundschaft. Transparente Preisgestaltung stärkt das Vertrauen – gerade in Krisenzeiten. |
4. Sortiment optimieren | Prüfen Sie, ob sich Ihr Produktsortiment so anpassen lässt, dass zollintensive Artikel reduziert oder ersetzt werden können. Bieten Sie verstärkt Produkte an, die in zollgünstigen Ländern hergestellt werden. |
5. Risikomanagement verbessern | Erarbeiten Sie Strategien zur Risikoabsicherung: Diversifizieren Sie Ihre Absatzmärkte, um Abhängigkeiten vom US-Markt zu verringern. Überlegen Sie, ob alternative Märkte wie Kanada, Australien oder Südamerika Potenzial bieten. Wer breiter aufgestellt ist, reagiert flexibler auf politische Eingriffe. |
6. Auf dem Laufenden bleiben | Behalten Sie politische Entwicklungen und rechtliche Änderungen im Blick. Die US-Zollpolitik kann sich kurzfristig ändern – bleiben Sie vorbereitet. |
Branchen im Fokus: Wer besonders betroffen ist
Einige Branchen trifft die neue Zollpolitik besonders hart. Wenn Sie in einem dieser Bereiche tätig sind, ist erhöhte Wachsamkeit gefragt:
Pharmaindustrie:
Die deutsche Pharmaindustrie erwirtschaftet fast ein Viertel ihres Auslandsumsatzes in den USA. Zwar sind Insuline und Impfstoffe aktuell ausgenommen, doch mögliche Ausweitungen der Zölle sind nicht ausgeschlossen.
Automobilindustrie:
Deutsche und europäische Hersteller liefern jährlich Millionen Fahrzeuge und Teile in die USA. Mit Zöllen bis zu 25 % steigt der Druck auf Produktionskosten, Wettbewerbsfähigkeit und Absatzmengen enorm.
Maschinenbau und Chemie:
Beide Industriezweige zählen zu den wichtigsten Exportbranchen Deutschlands. Schon geringe Zollaufschläge können sich auf die internationalen Wettbewerbspositionen auswirken und mittelfristig zur Produktionsverlagerung führen.
Luft- und Raumfahrt:
Bauteile für Flugzeuge oder Raumfahrttechnik sind komplex und zollintensiv. Hohe Zölle können zu Preissteigerungen und Lieferverzögerungen führen – mit erheblichen Folgen für internationale Projekte.
Medizintechnik und Optik:
Hersteller von Röntgentechnik, Diagnosesystemen oder Messtechnik liefern große Mengen in die USA. Preisanpassungen und zollbedingte Lieferzeiten erfordern schnelles Handeln, sodass Anpassungen bei Preis und Logistik unausweichlich sind.
Konsumgüter und Einzelhandel:
Gerade Bekleidung, Elektronik und Haushaltswaren sind importabhängig. Steigende Einkaufspreise lassen sich kaum vollständig an Kunden weitergeben, was Margen drückt und den Wettbewerb verschärft.
eBay informierte seine Händler und Händlerinnen, dass seit dem 5. April 2025 zusätzliche Zölle für alle Bestellungen mit einem Warenwert über 800 US-Dollar fällig werden.
Rohstoffe und Metalle:
Zölle auf Stahl, Aluminium oder andere Industriemetalle treiben die Produktionskosten in vielen Branchen in die Höhe – mit Folgen für Bauwirtschaft und Industrieproduktion.
Tech-Unternehmen:
Auch Anbieter von E-Commerce-Software sind betroffen. Unternehmen wie Shopify oder BigCommerce sind auf internationale Lieferketten angewiesen und rechnen mit deutlichen Auswirkungen. Auch Tech-Giganten wie Apple, Dell, Meta und Google sehen sich vor neue Herausforderungen gestellt.
In einem Statement äußerte sich Shopify besorgt: „Ohne Schutzmechanismen für kleine Unternehmen leiden legitime Händler:innen unter politischen Maßnahmen, die eigentlich Ausbeutung verhindern sollen.“
Fazit: Strategisch reagieren, statt abwarten
Die US-Zölle 2025 verändern das internationale Geschäftsumfeld für Onlinehändler tiefgreifend. Wer jetzt analysiert, plant und Anpassungen vornimmt, kann die Risiken begrenzen und neue Chancen entdecken. Ob durch Lieferantenwechsel, Sortimentsstraffung oder transparente Kundenkommunikation – E-Commerce bleibt auch 2025 möglich, aber nur mit klarer Strategie.